"Ostfriesische Gemütlichkeit hält stehts ein Tässchen Tee bereit"

Un wat is mit Tee?

Tee ist nicht nur ein Getränk, sondern pure ostfriesische Gemütlichkeit. Nicht umsonst ist Ostfriesland das Gebiet mit dem intensivsten und stabilsten Teekonsum. Hier trinken zwei Prozent der deutschen Bevölkerung 25 Prozent des deutschen Teeimports! Pro Kopf und Tag werden im Schnitt sieben bis acht Tassen Tee getrunken, das macht auf das Jahr verteilt sechs Pfund Tee. Ein echter Ostfriese ist nahezu süchtig nach diesem Getränk! Selbst Kinder trinken hier schon kräftig mit. Kein echter Ostfriese würde eine Einladung zum Tee ablehnen.

Tee ist das Geschmackvollste, was aus Blättern werden kann. Der Tee darf nicht "nur" getrunken, sondern er muss "genossen" werden! Die fachgerechte Zubereitung samt "Zubehör" bilden die Voraussetzung für den stilvollen Genuss des Teetrinkens. Der Tee kann dann mit Muße getrunken werden; so eben schnell "im Stehen", wie es in der heutigen hektischen Zeit oft üblich ist, darauf lässt sich der "Teegeist" nicht ein! Tee ist ein "leises Getränk", Besinnlichkeit und Ruhe kennzeichnen ihn aus. Tee "passt" immer - er kommt nie aus der Mode: Wer mit beiden Beinen mitten im Leben steht, bei der Arbeit seine volle Konzentration braucht oder ihn in seiner freien Zeit wohltuend und harmonisch auf sich wirken lassen möchte.

Einer der drei Kaiser der ältesten chinesischen Geschichte soll den Teestrauch angeblich im Jahre 2700 v. Chr. auf einer Rast entdeckt haben. Dem Koch des Kaisers fielen bei der Zubereitung des Mahls zufällig die überhängenden Blätter eines Teestrauches in einen Topf mit heißem Wasser- der Tee war geboren! Er verbreitete sich von China über Japan, um schließlich durch Seefahrer im Jahre 1610 nach Amsterdam zu gelangen.

Die zwei Stammformen des Tees, der China-Tee und der Assam-Tee, sind in den Jahrtausenden der Teekultur immer wieder gekreuzt und weitergezüchtet worden. Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Teesorten und -Mischungen, das sie kaum mehr gezählt werden können. Für Ostfriesland ist jedoch die typische ostfriesische Teemischung entscheidend. Findige hiesige Importeure erfanden aus besonders kräftigen Teesorten der besten Erntezeit die "Echte ostfriesische Mischung". Sie soll, keiner verrät das so recht, jeweils aus 15 bis 20 verschiedenen Partien bestehen. Dreiviertel dieser Mischung bilden indische Assamtees, den restlichen Anteil bilden kräftige Teesorten aus Indonesien oder Ceylon. Selbst im fernen Indien sind die Ostfriesen wegen ihren hohen Ansprüche an Teesorten bekannt.

Dabei waren die Ostfriesen ursprünglich Biertrinker. Doch als vor über 300 Jahren die Schiffe der holländisch-ostindische Kompanie den ersten Tee nach Europa brachte, bekamen die Ostfriesen bald heraus, ihr brackiges, also nicht gut schmeckendes Trinkwasser, damit zu veredeln.

Tee ist sehr vielseitig - er kann beruhigen und sanft anregen. Er wirkt direkt auf das zentrale Nervensystem und gleichzeitig beruhigend für Magen und Darm. Die Hauptbestandteile im schwarzen Tee sind das anregende Teein und die Gerbstoffe. Die ätherischen Öle im schwarzen Tee bestimmen seinen Duft und sein Aroma. Angeblich soll der Tee sogar mal gegen Haarausfall angeboten worden sein, aber, na ja - auch den Ostfriesen fallen die Haare aus . . . andere verdammten ihn in der Vergangenheit als Teufelszeug, das den Frauen die Schönheit nehmen würde.

Heute behaupten die Ostfriesen, Tee gebe ihnen nicht nur gute Gedanken, sondern lassen sie auch älter als in andern Landstrichen werden. Die Medizin ist sich heute einig darüber, daß sich regelmäßiger Teekonsum positiv auf Herz und Kreislauf auswirkt. "Hebben wi geen Tee, mutten wi starven", lautet ein ostfriesisches Sprichwort.

Schon in den ersten zwei bis drei Minuten nach dem Aufgießen des Wassers - das natürlich kochend sein sollte - gibt der Tee dreiviertel seines Teeingehaltes ab. Lassen Sie ihn bis zu drei Minuten ziehen, so wird er anregend wirken - soll er eher beruhigend auf den Magen und Darm wirken, so lassen Sie ihn bis zu fünf Minuten ziehen. Länger sollte er aber auf keinen Fall ziehen, da die Gerbstoffe, die danach immer mehr herausgezogen werden, den schönen Geschmack des Tees zu sehr beeinträchtigen. Tee wird in Ostfriesland immer mit Kluntje und Teesahne angeboten. Je nach Saison wird zu dem Tee entsprechendes ostfriesisches Gebäck gereicht. In der kälteren Jahreszeit ist es der Neujahrskuchen, in der wärmeren Jahreszeit Buttermilchkuchen.

"Dree is Ostfreesenrecht"

"Dree is Ostfreesenrecht"

Sie sind von Ostfriesen eingeladen?

Hier einige nützliche Tipps: Zuerst zum Kandis, "Kluntjes"- so heißt Kandis, nicht einfach aus der Teetasse herauslöffeln und "zähneknirschend" zerkleinern. Denn das ist ganz unfein! Nehmen Sie nur wenige und nur ganz kleine Stücke. Und lassen Sie sich mit dem Teetrinken Zeit - so lange, bis der Kandis aufgelöst ist. Auf keinen Fall die Kluntjes in der gefüllten Teetasse herumrühren.  Wofür Sie dann den Teelöffel brauchen? Für das sachte umrühren der Sahne! Dazu ein Schöpflöffelchen mit Sahne füllen, in die gefüllte Teetasse gießen und mit dem Teelöffel vorsichtig ausbreiten, so dass eine kleine, schwimmende Wolke entsteht.

Aber auch der gemütlichste Teegenuss muss ja irgendwann aufhören. Was tun, wenn die Gastgeberin nicht auf die Bitte hört, keinen Tee mehr nachzugießen? Stellen Sie Ihren Teelöffel in die leere Tasse! Dieses Zeichen wirkt mehr als tausend Worte.

Dree is Ostfreesenrecht, mindestens drei Tassen werden angeboten und getrunken, so fordert es die Gastfreundschaft. Dann erst darf der Löffel in die Tasse gestellt werden. Was soviel heißt: "Hat gut geschmeckt, ich danke , es reicht."

Am schönsten ist immer noch das ostfriesische "Elführtje", wenn gegen 10-11 Uhr vormittags der dampfende Tee kredenzt wird. Nichts kann vollkommener sein!

Da bleibt selbst die Zeit stehen ....

Eng verbunden mit dem "richtigen" Tee ist auch das passende Teegeschirr. Waren es anfangs noch primitive Tonwaren ohne Henkel, entwickelten sich diese relativ schnell über glasierte Keramik hin zu feinem Porzellan. Ganz Europa lag im 18. Jahrhundert in einem wahren "Porzellanfieber". Kein Fürst verzichtete in seinem Schloss auf ein eigenes "Porzellankabinett", wo er das "Weiße Gold" präsentieren konnte. Auch heute noch ist Porzellan kein Material wie jedes andere. Jede Manufaktur hat hier das eigene optimierte Betriebsgeheimnis. Sicherlich kennen Sie die wunderschönen Teegeschirre der Wallendorfer Porzellanmanufaktur. Diese Geschirre sind zu einem Synonym für ostfriesische Teekultur geworden und haben die Teekultur in Deutschland entscheidend mitgeprägt.

Die "originale" Ostfr. Teetasse

TIPP:

Ein Besuch in der "Stadt Schkür" in Esens lohnt sich. Genießen Sie Ostfriesische Spezialitäten in alter Ostfr. Umgebung. In einer ehemaligen Scheune liebevoll antik eingerichtet, mit alten Traditionen der Region, Landwirtschaft, Fischerei und Seefahrt.

Auch die Seriemer Mühle, kurz vor Neuharlingersiel ist mit ihrer typischen ostfriesischen Einrichtung immer einen Besuch wert. 

Rezepte rund um Tee:

Teecreme mit Rosinen

Vier Teelöffel schwarzen Tee mit einem 1/4 Liter Wasser aufkochen. Zwei Esslöffel Zitronensaft, abgeriebene Schale einer Zitrone und 1/2 Paket Rum-Rosinen in den Tee geben. Sechs Blatt Gelantine zehn Minuten in kaltem Wasser einweichen, ausdrücken und in den Tee rühren, bis sie sich gelöst hat. Kaltstellen. Zwei Eier mit 75 g Zucker schaumig schlagen. Ein Becher Sahne mit einem Päckchen Vanillezucker steif schlagen. Die Hälfte der Sahne und die leicht erstarrte Teemasse zu der Eiercreme anrühren und bis zum völligen Erstarren in den Kühlschrank stellen. Die restliche Sahne auf der Creme verteilen und mit Rum-Rosinen garnieren.

 Herbstsonata

Zwei vollreife, süß-saure Äpfel schälen und entkernen, in Würfel schneiden und sofort mit Calvados übergießen, ziehen lassen. Einen Liter Apfelsaft mit einer halben Flasche Apfelwein oder Cider zum Kochen bringen und kochend auf sechs Teelöffel Tee bzw. Teebeutel gießen, ca. vier Minuten ziehen lassen. Inzwischen die Apfelstücke, Zucker oder Kandis nach Geschmack, l/2 Teelöffel Zimt, eine Prise gemahlene Nelke und etwas Zitronensaft in ein Gefäß geben und den heißen Tee dazugießen.

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© Ralph Höfner 2004